Aufnahme von Pfründnern im Spital

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Einleitung
Aufnahme von Pfründnern im Spital
Stadtarchiv der Ortsbürgergemeinde St.Gallen, SpA, N, 1 (Pfrundbuch 1460-1566), S. 252.

Die Eintritte in das ehemalige Heiliggeist-Spital wurden in so genannten Pfrundbüchern festgehalten. Das älteste umfasst die Jahre 1460 bis 1566. Es teilt grob in die unterschiedlichen Pfrundkategorien (Herren-, Mittel- und Siechenpfrund) ein und listet die Namen der Eingetretenen mit den erbrachten Zahlungen an Geld und Naturalien auf. Die Einträge im Pfrundbuch vermitteln einen Eindruck von den Vereinbarungen zwischen den neu eintretenden Pfründnern und dem Spital. Jeder Zuteilung einer Pfründe ging ein individuell angepasster Vertragsabschluss voraus, der im Pfrundbuch vermerkt wurde.


Hinweise zur Transkription
Transkribieren Sie auch alle gestrichenen Passagen. Lösen Sie die Kürzungen grundsätzlich auf («b» für «burgermaister» sowie zahlreiche en-Kürzungen und m-Kürzungen etc.), ausser bei Währungen («gl»). Transkribieren Sie u/v nach Lautwert und passen Sie i und j dem heutigem Gebrauch an («item» statt «jtem», «in» statt «jn» etc.). Fügen Sie über der Zeile stehende Vokale hinter dem darunter stehenden Vokal ein. Nutzen Sie bei Unsicherheiten die Tipps.


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Übung
Aufnahme von Pfründnern im Spital
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Resultat
Aufnahme von Pfründnern im Spital
Die Transkription lautet:
Item uff 13 october 35 jar hand min hern burgermaister und ratt
Elß Schmaissinen umb gotzwillen in die siechen
pfrund nach der stifft empfangen mit irm
plunder. Obiit im 36.
Item uff 3 november 35 jar hand min herrn burgermaister und
ratt Bastin Bernadines Moser, genant Kromen Nüny,
und sin frowen umb gotzwillen inn spittal empfangen
mit ir hußhab. Und sol er werchen und bützen
und neyen, die wyl mag. Sin wib ist tod im november 39 jar.
Und er im 1546.
Erörterung:
Aufnahme von Pfründnern im Spital (1535)
Die meisten Siechenpfründner wurden unentgeltlich, das heisst «umb gotzwillen», ins Spital aufgenommen. Mehrheitlich handelte es sich dabei um alte, kranke Menschen, die nicht mehr für sich selbst sorgen konnten und sonst nirgends Aufnahme fanden. Verfügte ein Siechenpfründner über finanzielles Vermögen oder über eigenes Hab und Gut, wurde dies als Anzahlung verwendet. Die Siechenpfründnerin Elß Schmaissinen brachte ihren Hausrat – ihren «plunder» – mit ins Spital.

Erklärungen
umb gotzwillen: unentgeltlich
stifft: Stiftung
obiit: starb
bützen: ausbessern, nähen
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Übung
Aufnahme von Pfründnern im Spital
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Resultat
Aufnahme von Pfründnern im Spital
Die Transkription lautet:
Item uff 3 november 35 jar hand min hern burgermaister und ratt
Dies Sennhusers tochter in die siechen pfrund
umb gotzwillen empfangen. Obiit im 36 jar uff
16 october.
Item uff 11 november 35 jar hand min hern burgermaister und ratt
Debus Bollenstain im spittal empfangen, und
bringt mit im inn spittal 20 gl, verfallent uff
baid Martini 36 und 1537 jar. Und muß thuon,
was man inn haist.
Erörterung:
Wie im Pfrundbuch vermerkt, bezahlten die Siechenpfründner ihren Aufenthalt im Spital teilweise auch mit Arbeitsleistungen. Auf diese Weise konnte das Spital den fehlenden, für eine Pfründe nicht erbrachten Betrag bei den Pfründnern einfordern und zudem die Kosten für externe Angestellte gering halten. So verpflichtete sich beispielsweise Bastin Bernadines Moser «zu bützen und neyen». Offenbar hatte er früher das Schneiderhandwerk ausgeübt und konnte jetzt vom Spital für Schneiderarbeiten eingesetzt werden.
Andere Pfründnerinnen und Pfründner arbeiteten im spitaleigenen Landwirtschaftsbetrieb. Dort könnte auch Debus Bollenstain eingesetzt worden sein, der sich verpflichtete, jene Arbeiten zu verrichten, die ihm aufgetragen wurden.

Erklärungen
gl: Abkürzung für Gulden, florenus
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