Zimmerwechsel eines Herrenpfründners im Spital

Herrenpfründner genossen im Vergleich zu Siechenpfründnern und Mittelpfründnern einen hohen Komfort im Spital. Als Gemeinschaftsraum stand ihnen die Herrenstube zur Verfügung. Im Gegensatz zu den übrigen Spitalinsassen konnten sich die Herrenpfründner eine eigene Schlafkammer leisten. So hatten sie die Möglichkeit, sich bei Bedarf zurückzuziehen. Aufgrund der beschränkten Platzverhältnisse war die Nachfrage nach separaten Zimmern allerdings grösser als das Angebot.
Hinweise zur Transkription
Transkribieren Sie u/v nach dem Lautwert (also z.B. «und» für «vnd»). Distinktionszeichen werden in der Transkription weggelassen. Passen Sie i und j dem heutigem Gebrauch an (z.B. «ihme» statt «jhme»). Zeitgenössische Worttrennungen (in der Regel durch Doppelpunkte angezeigt) werden in der Transkription mit Bindestrichen dargestellt. Lösen Sie Kürzungen (z.B. n- oder en-Kürzungen, aber auch die Kürzungen für «junker» und «doctor») auf.
Beachten Sie, dass bei Wörtern, welche auf -en enden, ein vom Endbuchstaben abwärts geführter Bogen oder Haken angehängt wird (z.B. bei «namen» oder «haben»).

Junker Gordion Zollikoffer.
In seinem nammen junker doctor bauwherr Barthlome Schowinger
und junker Johannes Zollikoffer haben vorgebracht, wie daß
ihme bey erkauffung seiner pfrund versprochen worden,
daß erste gemach, so auff dem gang möchte ledig werden.
Zimmerwechsel eines Herrenpfründners im Spital (1663)
Gordian (in der vorliegenden Quelle Gordion geschrieben) Zollikofer war einer der Herrenpfründner im Spital, die Anspruch auf ein Einzelzimmer erhoben. Er hatte sich im November 1661 für 2000 Gulden im Spital verpfründet. Da zu dieser Zeit gerade kein Einzelzimmer auf dem Gang verfügbar war, wurde ihm zunächst die freistehende alte Schulstube zugewiesen.
Erklärungen
junker: Anrede des städtischen Handelspatriziats
bauwherr: Beamter des Bauamts

Und wilen nun bey absterbung frau Elßbeth Zollikofferin
er den zugang zu dissem gemach laut pfrundtbrieff
hete, jedoch begehren sie auß gewüssen ursachen, insonderheit
die unfreündtliche nachbarschafft beförchtende, diß gemach
für dißmahl nicht, sondern wollen sich contentiren mit dem
versprechen, so künfftiger zeit der frau Spenglern oder frau Bill-
willerin gemach eins möchte ledig werden, daß er alß-
dann den zutrit zu einem (da er dann iederzeit die
wahl haben solle under dissen beyden) haben solle, welches
nun bester massen ratificirt und erkent worden.
Gordian Zollikofer war bei seinem Eintritt ins Spital versprochen worden, dass er gelegentlich in den auf dem Gang liegenden Raum von Elßbeth Zollikofer werde umziehen können. Er verzichtete jedoch auf dieses ihm im Pfrundvertrag zugewiesene Einzelzimmer, da er «unfreündliche nachbarschafft» befürchtete. Er entschloss sich, lieber noch länger zu warten und dereinst in das frei werdende Gemach von Frau Spengler oder Frau Billwiller zu ziehen.
Erklärungen
contentiren: befriedigen
ratificirt: angenommen, bestätigt